Thomas Kramer
Autor(a) de New York in Postcards 1880-1980: The Andreas Adam Collection
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Wenn Anselm Grün Abenteuerromane schreiben würde, ginge er in die Richtung Karl Mays, ich bin sicher. Allerdings würde er Das Spiel aus Gut und Böse so toleranzschummrig betreiben wie alle, die heute vor maximaler Toleranz nicht mehr die Wahrheit aussprechen. Karl May wollte aufklären bzw. erklären, was Christentum ist und was Islam, er hatte hier einen festen Standpunkt, der heute nicht mehr anzutreffen ist in einem Land, das Cancel Culture und Hochmoralik vertritt, in dem es sogar verboten ist, als Indianer verkleidet zum Fasching zu gehen.
Ernst Bloch sagte, es gäbe nur Karl May und Hegel, alles dazwischen sei eine unreine Mischung. So viele junge und auch ältere Leser verehren jenen kreativen Geist, dessen letzte Worte am frühen Abend des 30. März 1912 waren: „Sieg, großer Sieg! Ich sehe alles rosenrot.“ Karl May hatte bis zum Schluss um seine Reputation gekämpft und sah aber seinen Sieg klar vor Augen. Kein anderer dürfte heute höhere Auflagen sein eigen nennen, wenige haben solche ungeheueren Zahlen erreicht.
Was mich heute besonders interessiert, ist sein Spätwerk, dessen Romane auf einer Ebene verfasst sind, die mich in Erstaunen versetzt, ebenso wie sein letzter Vortrag in Wien am 22.3.1912, Thema: „Empor ins Reich der Edelmenschen.“ May plädierte für eine Welt des Friedens, eine Abkehr von der Ichsucht und von Gewalt sowie für eine Anstrengung jedes einzelnen im Sinne menschlich-christlicher Vervollkommnung. Sein Weg von einem bitterarmen Kind aus Ernsttal in die große, weite Gedankenwelt glich einem Traumflug, befeuert in der zweiten Hälfte des 19. Jh. durch neue Druckverfahren und die damals entstehenden Unterhaltungsmagazine wie Gartenlaube oder Familienblatt. Karl May löste sich durch Kreativität vom überkommenen Sitten- und Ständebild, um sich ein eigenes Universum zu schaffen, in dem er die Rolle des Erziehers, Ermöglichers und positiven Denkers spielte.… (mais)