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Includes the name: Michael Grüttner

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Grüttner, Michael

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Die Stärke des Nationalsozialismus lag in der multioptionalen Vermittlung von Nutzen für unterschiedlichste Kreise:

-kleine Händler hofften auf die Zerschlagung großer Kaufhäuser,

-Kirchen sahen in ihm einen Verbündeten im Kampf gegen den gottlosen Kommunismus,

-Akademiker sahen eigene Vorteile in der Ausschaltung jüdischer Konkurrenten,

-Unternehmen profitierten von der Zerschlagung der Gewerkschaften,

-das Bürgertum hoffte auf die Zerschlagung des Marxismus,

-Arbeiter hofften auf eine höhere soziale Gerechtigkeit,

etc. etc.

Der Begriff harmonische Volksgemeinschaft strahlte eine ungeahnte Faszination aus, mit der der Stolz des Deutschtums rückerobert wurde und eine gleichgeschaltete Volksmeinung intendiert war. In diesem hervorragenden Buch wird belegt, dass dieser Begriff eben nicht nur eine propagandistische Verheißung geblieben ist, sondern mit Elementen wie Hitlerjugend, Reichsarbeitsdienst und den Streitkräften etc. tatsächlich umgesetzt wurde.

Die Biedermänner und -frauen freuten sich über die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung sowie einem Rückgang der Kriminalität, um mit diesem Gefühl noch stärker jene Rädchen in Schwung zu bringen, die die Brandstifter angestoßen hatten. Bürgerkriegsähnliche Zustände der 20er Jahre wurden gestoppt, die Arbeitslosigkeit ging dramatisch zurück und man vergaß bzw. übersah ob dieser guten Wirkungen, dass offensichtlich auf einen Krieg hin geplant wurde.

Die Wurzel des nationalsozialistischen Gedankengutes lag im Beginn des Ersten Weltkrieges: in dieser Euphorie schienen alle religiösen, weltanschaulichen und politischen Differenzen aufgelöst in einem einzigen Taumel für die nationale Begeisterung. Selbst bei Stefan Zweig kann man diesen Taumel erkennen und wenige dürften sich ihm entzogen haben.

Die Anhänger Hitlers haben sich letzten Endes genau daran festgehalten und diesen Moment in die Zukunft projiziert. Die Auflösung aller Differenzen in einer wie auch immer gearteten Volksgemeinschaft war das Ziel. Als politische Bewegung konservierte der Nationalsozialismus das Freund-Feind-Denken des Krieges und übertrug es auf die deutsche Innenpolitik.

Nicht übersehen darf man, dass die Bewegung Hitlers Nationalismus und Sozialismus in eine Bewegung verschmolz, während man eine durchaus scharfe antibürgerliche Rhetorik pflegte. 'Der Bürger im nationalsozialistischen Weltbild war das negative Gegenbild zum heroischen Mann.'

Ein entscheidendes Faktum für den späteren Erfolg war die kompromisslose Bereitschaft, im Kampf um die Vorherrschaft der Meinung auch Gewalt einzusetzen. 'Durch den Aufbau der SA zu einer paramilitärischen Organisation und durch militante Straßendemonstrationen, die den Gegner zu gewalttätigen Reaktionen provozieren sollten, trug der Nationalsozialismus wesentlich zu einer Brutalisierung ideologischer Konflikte und zu einer Militarisierung der deutschen Politik der Weimarer Republik bei.'

Wer Hitlers Mein Kampf gelesen hat, weiß, dass die Ziele des Nationalsozialismus nur über den Krieg erreicht werden konnten. Besonders betroffen bin ich bei solchen Büchern immer wieder von den Kirchen, die in Hitlers Reich eine leider nur unrühmliche Rolle gespielt haben. Michael Grüttner gelingt mit diesem Buch ein außerordentlich guter Bericht und feinste Analysen zu einer Zeit, die wir niemals vergessen dürfen. Die daraus zu ziehenden Lehren sind insbesondere, dass Intoleranz und finale, gewaltbereite Ideologien niemals geduldet werden dürfen.

Besonders interessant auf Seite 520 f. die Interpretation der Begriffe Faschismus versus Totalitarismus. Totalitäre Diktaturen zeichnen sich nach Brzezinski vor allem durch eine ausgearbeitete Ideologie mit absoluten Wahrheitsanspruch aus, die auf ein Fernziel ausgerichtet ist und auf einer radikalen Ablehnung der bestehenden Gesellschaft basiert. Solche Systeme haben eine einzige Massenpartei oder -religion, die streng hierarchisch organisiert und mit dem Staatsapparat verflochten ist. Bitte vergleichen Sie dies mit aktuellen, auch in Deutschland tätigen Ideologien, die insbesondere keine Trennung zwischen Staat und Kirche aufweisen.
… (mais)
 
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Clu98 | Mar 2, 2023 |

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