Die beiden neuen Theaterstücke des 1990 mit dem renommierten Büchner-Preis ausgezeichneten Dramatikers (hier zuletzt "Werkstattberichte": BA 8/00) sind formal denkbar unterschiedlich, zeichnen inhaltlich aber das gleiche düstere Bild einer heillosen Selbstentfremdung des Menschen in unserer Zeit. Im Mittelpunkt der tragischen Farce "Die Freude am Leben" steht eine junge, attraktive Frau, die sich nur über immer neue sexuelle Begegnungen selbst erfahren kann und die schließlich von ihrem tief gedemütigten Ehemann ermordet wird. Dorsts Stück ist von großer Einfühlung und Mitleid für die weibliche Zentralfigur geprägt; die männlichen Figuren wirken dagegen nur wie Karikaturen. "Kupsch" ist ein kafkaesker theatralischer Monolog eines gutaussehenden, erfolgreichen Mannes, der sich aller mitmenschlichen Verantwortung entzieht und sich von einem Augenblick zum anderen in das Monstrum verwandelt, das er innerlich längst geworden ist. Auch wenn beide Stücke als Lesedrama nicht gerade mitreißen, kann ich sie mir auf der Bühne sehr theaterwirksam und effektvoll vorstellen. Vorrangig zur Werkergänzung. (Ronald Schneider) Theaterstücke des Dramatikers und Büchner-Preisträgers, in denen er ein düsteres Bild der heillosen Selbstentfremdung des Menschen in der heutigen Zeit zeichnet. (Ronald Schneider)