„Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“ lautet der Titel des Buches von Heinz von Förster. Jedoch handelt es sich nicht um ein klassisches Buch im herkömmlichen Sinne, sondern um die Niederschrift eines Gespräches zwischen dem Philosophen und Physikern Heinz von Förster und dem Journalisten Bernhard Pörksen. Gerade durch den kommunikativen Charakter des Buches bekommt man einen schnellen, leichten und anregenden Einstieg in die Epistemologie des radikalen Konstruktivismus.

Ausgehend von den Grundlagen der menschlichen Wahrnehmung und der Beobachtung wird die Ontologie der Wahrheit hinterfragt. Dabei wird der Wahrheitsbegriff auf seine sozialen Folgen in der Gesellschaft untersucht, welche laut Heinz von Förster in einem Wahrheitsterrorismus münden. Im zweiten Teil des Buches wird der Dialog zwischen Heinz von Förster und Bernhard Pörksen auf praktische Anwendungsfelder des radikalen Konstruktivismus gelenkt. Es werden dabei neue Betrachtungsweisen und Zugangswege zu den Feldern der Pädagogik, Psychotheraphie, Kommunikation und des Managments diskutiert. Im dritten Teil werden die konstruktivistischen Thesen auf den Hintergrund der Kybernetik diskutiert. Durch die Kybernethik wird der abstrakte Konstruktivismus auf seine Brauchbarkeit zurückgeführt. Dabei steht vor allem die Frage des Unterschieds zwischen trivialen und nichtrivialen Maschinen im Vordergrund. Anhand von operativ geschlossenen Zirkularitäten wird den nichttrivialen Maschinen (den Menschen) ein Erkennen der Welt ermöglicht, obwohl man dabei nie dasselbe sieht. Ebenso plädiert Heinz von Förster ausgehend von seiner erkenntnistheoretischen Kritik am Wahrheitsbegriff, Paradoxien zu zulassen, welche sich mit der zirkulären Figur der Kybernetik vereinbaren lassen.
Das Buch gibt einen guten Überblick über die Grenzen unseres menschlichen Erkenntnisvermögens und stellt dabei so manche festgefahrene Annahme über die Wahrheit in der Welt in Frage. ( )