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Resenhas

Sie haben den doppelten Faschismus, einmal den verachtenswerten, dann den guten Sozialismus erlebt. Bürger der DDR litten länger an den Folgen des 2. WK, weil sie in den kommunistischen Bereich überwechseln mussten. Die Lähmung von Tätigkeit, Nachschubprobleme, ganz normale Alltagsfragen, alles wurde in einer Käseglocke aus gutmenschlichen Absichten versteckt, während die herrschende Elite - nicht über Gebühr - in Saus und Braus lebte, mit Jagd und schönen Villen an schönen Seen. Dies alles wird in diesem lesenswerten Buch widergespiegelt. Wir blicken sozusagen in die Hatespeech der 60er bis 80er Jahre.

Herfried Münkler meint aus diesem Buch den rechtsradikalen Geist herauslesen zu können, das Pegida-Hafte. Darüber kann ich nur lächeln und die Geshcichtsvergessenheit herauslesen, die grundlegende Entwicklungen nicht wahrnimmt. Weit mehr als die in einer Käseglocke des moralischen Imperialismus lebenden Westdeutschen haben jene im Osten feine Antennen entwickelt für die populistische Verlogenheit ihrer Regierenden, die links wohlmeinend blinkten und oft rechts außen lebten.

Ich glaube nicht, dass wohlstandsverwöhnte Nestler heute in der Lage sind, mehr als ein Twittersatz von sich zu geben und so schöne, ausgefeilte, auch zu Herzen gehende, aber auch brutale Briefe schreiben könnten. Sie haben sich von allem abgekoppelt und leben in einer Welt des Reinen, Schönen, Guten und Satten, die keine Feinde mehr kennt, Kulturen sind alle gleich wert und nähen sich zum Patchwork-Globalisten-Deutschland, das seine Kultur verloren hat und in unsäglichen Kabarett-Polit-Sendungen, Krimis und Dieter Bohlen vor sich hin dumpft.

Kurzum, der Widerstand, der demokratische und jene Debatten, die im Westen nicht mehr geführt werden, sie kommen aus dem Osten. Menschen dort schauen genauer hin, sind kritischer, lassen sich durch keine Ideologie vereinnahmen. Dass heute dort eine weitere Revolution ihren Ursprung nimmt, und nicht im Westen, kann nicht verwundern. Diese Briefe machen es klar: wacher, kritischer, teilnehmender Geist spricht und eben kein Obrigkeitsdenken, das sich heute im Westen in Zustimmung zu einer alternativlosen Niederlage der politischen Vernunft ausdrückt.

Wer sich der Geschichte der DDR nähern will, wird in diesem hervorragenden Buch fündig. Und wer heute im Netz zu lesen versteht und die Kommentare zu Frau Merkel zu interpretieren weiß, der versteht, wo wir heute stehen. Das Politbüro Berlin handelt nicht anders als damals, völlig am Volk vorbei und wundert sich, dass Widerstand entsteht. Diesen mit Populismus abzutun, ist jene schwache Haltung, die eine fehlende Diskussionskultur verdeutlicht. Die Rede und Gegenrede ist in Deutschland nicht sehr gut ausgeprägt. Stattdessen überwiegen populistische Verleumdungen und Ausgrenzungen, die bald keine Mensch mehr ertragen kann. Dass jetzt der Oberpopulist, der den Menschen wieder ins Zentrum stellen will, und zwar jeden Menschen, ausnahmslos, widerspricht diesem Zustand nicht, sondern ist nur der letzte Ausweg einer Partei, die ebensowenig begreift wie das ZK damals in Berlin.

Ist es nicht auch heute so: Menschen unterschreiben ohne Unterschrift, da Angst (S. 280) und sie werden von offiziellen Stellen wieder verfolgt. Ein Wunder, dass dann solche Anschreiben eintreffen: (Juni 1980) Die DDR ist der größte Sch***staat auf der ganzen Erde…Haltet Ihr denn die Bevölkerung wirklich für so doof, dass sie Euch alles glaubt, Eure sogenannten Fortschritte in den letzten 30 Jahren?“ Was folgt, ist oft nicht zitierfähig, Vielleicht den noch, der uns auch an die ehemalige FDJ Sekretärin erinnert: Sie, Herr Honecker, sind doch so dumm, dass sie nicht mal einen einzigen Satz bilden können, ohne ihn vom Konzept abzulesen.“

Es ist ein persönliches, aber auch ein auf sehr hohem Sprachniveau stattfindender, hilfloser Schrei, dem wir uns aussetzen müssen. Menschen swollen etwas beitragen und erkennen, dass niemand es will, dass die DDR scheitern wird, und zwar völlig. Den doppelten Boden aus Lügen und Scheinheiligkeit zu erkennen, Geschichte vom Volk abzulesen, diese Briefe sind ein ganz besonderer Schatz, der vor allem eines klarmacht: die Erodierung des Untertangengeistes, dem wir heute - auch im Westen - so unglaublich viel verdanken. Vermeintliche Wissenschaftler wie Münkler meinen nun, die Menschen des Ostens als nicht belehrbare Rechtspopulisten degradieren zu müssen. Welch heillose Geschichtsblindheit.
… (mais)
 
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Clu98 | Feb 24, 2023 |

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