Manfred Rumpl
Autor(a) de Zirkusgasse. Roman
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Herabwürdigende Gespräche mit der Vermittlerin im Jobcenter, Bewerbungs-Assessments der Sonderklasse, vor Ämtern die Stände der Frommen, überall Security, man braucht Zeit ohne Ende, um normale Bürogänge zu erledigen, die Straßen sind täglich mehr mit Demonstrationen als mit Autos gefüllt.
Manfred Rumpl (MR) schildert ein Szenario bzw. entfaltet ein Leben, bei dem der Hauptdarsteller auf dem dünnsten, kürzesten Ast sitzt, den die Bürokratie in dieser Zeit zu vergeben hat. „Wenn nicht bald ein wenig Geld hereinkäme, wäre er erledigt.“ Trotzdem kann er auf der Anklagebank der Bürokratie nicht klein beigeben, es überkam ihn immer wieder die unbändige Lust, sich mit dem Moloch anzulegen, während er seiner verflossenen Liebe nachtrauert.
Eine schiefe Ebene unaufhaltsam nach unten, man stockt mit dem Atem, wenn man das Leben in seiner Souterrain-Wohnung verfolgt und wie er auf Ämtern tägliche Begräbnisse von Hoffnungen erleben muss. Ich selbst kenne Menschen, die dies auch heute schon erleben müssen, sie schildern mir nichts anderes. „Manchmal wurde jemand, dem die Hitze hier zu Kopf stieg, laut und schrie seine Frustration heraus, bis ihn die Hauspsychologin beruhigte oder die Security vor die Tür setzte.“
Seine Zeit hatte sich auf das Wesentliche reduziert: „Wie schlage ich mich zum nächste Tag durch, ohne dass ich meine Wohnung, meinen Verstand, meine Selbstachtung und meine Hoffnung verliere?“ Also liest er, der ehemalige Programmierer und versucht seine Verstand in Ordnung, d.h. im Fluss zu halten. Z.B. das Wörterbuch des Zeitgeistes, in das er selbst Vorschläge einträgt, weiter spinnt und Fuzzylogik betreibt: eine Theorie, die vor allem für die Modellierung von Unsicherheit und Vagheit von umgangssprachlichen Beschreibungen entwickelt wurde. Er wollte Trauer, Liebe, Tod, Lust und Schmerz in ein Programm gießen, das alles direkt auf dem Computer abbilden sollte.
Wenn man vom Traum täglich in der harten Realität aufwacht, wenn der Magen knurrt wie ein Tier, dann ist man mitten drin in einer Zeit, die vor 100 Jahren normal war und in der nicht allzu fernen Zukunft wieder sein könnte. Als ehemaliger Programmierer hat man dann den Vorteil, wenigstens den Dispokredit nach oben „korrigieren“ zu können. Europa war parzelliert wie ein Kleingartenverein, hohen Zäune überall, niemand kam mehr und die Gestrandeten waren mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Kranksein war Privatsache und VP blickt in Abgründe der menschlichen Not.
Interessanterweise steigt die eigene Lebensqualität, wenn man in der eigenen Not anderen, die noch mehr in Not sind, helfen kann. VP macht nichts anderes als andere, die sich in Krisensituationen zusammenfinden und gegenseitig stützen.
Spannend bis zum Ende, Leben und Lieben in Krisenzeiten, Menschlichkeit in unmenschlichen Umgebungen, rasant geschrieben, Details lassen eine Welt erstehen, die niemand von uns je hätte als Ziel haben können. In diesem Buch als Tipp entdeckt, Musik, die ich nicht kannte, aber perfekt zum Buch passt: Bonnie Prince Billy. Zudem hochinteressant das Wörterbuch des Zeitgeistes, immer weitergeschrieben, endend mit den Worten Abschöpfung und Gesamtwille.… (mais)